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DSGV-Präsident Reuter vermeldet Rekordergebnis für die Sparkassen

"Schlechte Nachrichten zur Lage in der deutschen Wirtschaft zu hören, ist inzwischen fast Alltag. Ich habe heute gute Nachrichten von den deutschen Sparkassen mitgebracht. Die Sparkassen sind geschäftlich erfolgreich und wirtschaftlich stark. Robust im Sinne unserer Geschäftsstrategie", eröffnet Prof. Dr. Ulrich Reuter die erstmals von ihm als DSGV-Präsident geführte Bilanzpressekonferenz im DekaBank-Tower in Frankfurt und ergänzt: "Mit den Ergebnissen des vergangenen Jahres knüpfen die Sparkassen wieder an die Profitabilität früherer Zeiten an." Schauen wir uns also die kumulierten Zahlen der 353 Sparkassen gemeinsam etwas detaillierter an:

++ Die Bilanzsumme sank leicht um 0,7 % auf 1.512,7 Mrd. €  ++ Der Kreditbestand wuchs hingegen um 1,1 % auf 1.020 Mrd. €. Dabei stieg das Gesamtvolumen bei Unternehmen um 2,1 % auf 539,3 Mrd. €. Die Sparkassen konnten – ebenso wie die Volks- und Raiffeisenbanken (vgl. 'Bi' 11/24) – ihren Marktanteil um 0,3 Prozentpunkte erhöhen. Beide Lager stemmen somit den Löwenanteil bei der Finanzierung der deutschen Wirtschaft. Auch der Kreditbestand der öffentlichen Haushalte legte um 1,4 % zu, während die privaten Haushalte ihre Kreditverpflichtungen um -1,7 % auf 423,4 % reduzierten  ++ Deutlich rückläufig war das Kreditneugeschäft, das mit 129,5 Mrd. € um 31,7 % unter den Darlehnsneuzusagen von 189,8 Mrd. € in 2022 lag. Bei den Firmenkunden ging das Kreditneugeschäft um -27,9 % auf 76,8 Mrd. € zurück. Bei Privatpersonen war die Kreditzurückhaltung mit einem Rückgang von -41,6 % auf 43,0 Mrd. € besonders stark ausgeprägt und darunter insbesondere die privaten Wohnungsbaukredite, die um -43,6 % auf 36,4 Mrd. € fielen  ++ Weitgehend stabil zeigten sich die Kundeneinlagen mit 1.148,5 Mrd. € (-0,5 %). In den Segmenten kam es jedoch zu erheb­lichen Verschiebungen: Sicht- (755,3 Mrd. €, -9,7 % bzw. -80,9 Mrd. €) und klassische Spareinlagen (214,6 Mrd. €, -17,9 % bzw. -46,7 Mrd. €) wurden entnommen und in höherverzinsliche Eigen­emissionen (88,8 Mrd. €, + 181,6 % bzw. +57,3 Mrd. €) und Termingelder (89,8 Mrd. €, +263,9 % bzw. +65,1 Mrd. €) umgeschichtet  ++ Dazu passend legten auch die Umsätze im Kundenwertpapiergeschäft um 22,3 % auf 161,1 Mrd. € zu. Mit einem Nettoabsatz (Käufe-Verkäufe) von +30,6 Mrd. € wurde ein neuer Höchstwert erreicht und die Anzahl der Kundendepots (Sparkassendepots, DekaBank Depots, S-Broker Depots) stieg um rund 276.000 auf 7,24 Millionen.

++ Der Zinsüberschuss sprang um 35,0 % auf 28,4 Mrd. € und  ++ auch der Provisionsüberschuss legte um 3,4 % auf 9,7 Mrd. € zu  ++ Der Verwaltungsaufwand stieg um 6,1 % auf 20,5 %, wobei sowohl Personal- (12,5 Mrd. €, +5,0 %) als auch Sachaufwand (8,0 Mrd. €, +7,7 %) höher waren  ++ Dennoch verbesserte sich das Betriebsergebnis vor Bewertung deutlich um 56,7 % auf 18,2 Mrd. €  ++ Auch aus Vorsichtsgründen wurde das Bewertungsergebnis um 26,2 % auf -10,2 Mrd. € nach oben getrieben. Zuschreibungen von +2,1 Mrd. € aus dem in 2022 stark abgewerteten Wertpapiergeschäft standen eine nahezu Verfünffachung beim Kreditgeschäft auf -2,3 Mrd. € und vor allem ein Sprung bei der Vorsorgereserve auf -10,2 Mrd. € gegenüber  ++ Und dennoch konnten die Sparkassen ihr Betriebsergebnis nach Bewertung auf 7,9 Mrd. € mit +127,9 % gegenüber 2022 mehr als verdoppeln  ++ Das Ergebnis vor Steuern sprang um 69,3 % auf 6,8 Mrd. €  ++ und die Eigenkapitalrentabilität vor Steuern erhöhte sich von 4,8 % in 2022 auf 11,0 % in 2023 zur Freude der Kommunen  ++ Freuen dürfte sich ebenfalls der Fiskus auf 4,7 Mrd. € gewinnabhängige Steuern  ++ so dass der Jahresüberschuss nach Gewinnsteuern immerhin noch um sehr gute 52,6 % auf 2,1 Mrd. € zulegte.

++ Da die Ergebnisse deutlich stärker als die Kosten stiegen, verbesserte sich die Cost-Income-Ratio von 62,5 % in 2022 auf 53,0 %  ++ Die harte Kernkapitalquote gemäß CRR stieg von 15,7 auf 15,9 %  ++ und die Gesamtkapitalquote gemäß CRR von 16,6 auf sehr solide 16,9 %  ++ Die Zahl der Girokonten konnte nochmals gesteigert werden und legte bei den Privatgirokonten um 376.000 auf über 36 Mio. zu. Mit stabilen 4,6 Millionen Geschäftsgirokonten vertrauen Menschen den Sparkassen auf 40,6 Mio. Konten ihr Geld an. Dabei sieht das geschäftsführende DSGV-Vorstandsmitglied Dr. Joachim Schmalzl die gute Erreichbarkeit mit 10.700 Geschäftsstellen und 21.000 Geldautomaten sowie in der Digitalisierung bspw. mit der girocard in Apple Pay oder dem digitalen Finanzplaner wesent­lichen Erfolgsfaktoren. So bieten von den 353 Sparkassen "200 Sparkassen bereits die komplett digitale Kontoeröffnung an", so Schmalzl. "10 Jahre Härteprüfung – die Sparkassen haben diese Zeit niedrigster Zinsen erfolgreich bewältigt", resümiert Reuter seine Ergebnisschau.

Dem Vorwurf, die Sparkassen würden nur Knauser-Zinsen bieten und ihren Zinsüberschuss zu Lasten der Kunden erwirtschaften, tritt Reuter entgegen: "Ich bin davon überzeugt, dass jeder Kunde, der ein verzinsliches Produkt haben wollte und zu seiner Sparkasse zur Beratung gegangen ist, diese auch mit einem gut verzinsten Produkt über eine bestimmte Laufzeit wieder verlassen hat. Ich glaube nicht an eine Geldanlage im Tageszinsbereich, das ist keine Anlage, das ist eine vorübergehende Liquiditätsreserve." Zuvor hatte er bei der Präsentation des hohen Zinsüberschusses bereits klargestellt: "Das ist ein schönes Ergebnis. Die Sparkassen knüpfen damit in ihrer Profitabilität wieder an Zeiten vor der Niedrigstzinsphase an. Ein Grund zu Euphorie ist das Ergebnis aber nicht. Denn zwei Fakten sollten wir im Blick behalten. Zum einen sind wir noch nicht einmal da, wo wir vor rund 10 Jahren gestanden haben. Der Zinsüberschuss lag 2013 bei 2,08 % der DBS, heute beträgt er 1,90 % der DBS. Zum anderen haben wir 2023 wohl den Gipfel gesehen. Schon im laufenden Jahr rechnen wir wieder mit einem Rückgang des Zinsergebnisses."

'Bi'-Fazit: Reuter ist es auf seiner ersten Bilanzpressekonferenz als DSGV-Präsident in seiner sachlichen Art gelungen, ein differenziertes Bild zu übermitteln. So können die mit vielen Detailanmerkungen angereicherten Zahlen zu dem rekordverdächtigen Ergebnis auch richtig eingeordnet werden. Dazu gehören für Reuter und die Sparkassen auch statt plattem Überbietungswettbewerb bei den Tageszinsen u. a. Kundennähe, qualifizierte Beratung, Versorgungssicherheit und Stabilität als bedeutende Faktoren für die Kundenzufriedenheit.

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